Katharina Abt: „Nur acht Prozent der Frauenrollen im deutschen Fernsehen sind über 50. Dabei macht diese Gruppe 20 Prozent der Bevölkerung aus. Wa- rum werden Frauen in den Medien irgendwann unsichtbar? Haben nicht gerade sie die spannenden Geschichten zu erzählen? Was ist am Älterwerden überhaupt so blöd? Wir tun es ja schließlich alle …“ Auch wenn es noch ein weiter Weg ist, bis wir Frauen gleich viel Geld für gleich viele und gleich starke Rollen bekommen und wir niemals aufhören dürfen, unsere Gleichberechtigung einzufordern, gibt es „Let ́s Change The Picture“ von Silke Burmester und Gesine Cukrowski, gibt es Filme wie Die Doku UNSICHTBAR – SCHAUSPIELERINNEN ÜBER 50 von R.E. Buettner und Eva Münstermann. Und es gibt junge Schauspielerinnen wie Annalena Schwing (von ihr das Zitat oben), die mir Mut machen, weil sie trotz ihres jungen Alters voll so- lidarisch denken und vielleicht so eine viel Frauen- gerechtere Zukunft schaffen.
Leslie Malton: Als ich zur 1. Vorsitzenden des BFFS gewählt wurde, fragten mich Journalist*innen, was ich mir als FRAU in dieser Position wünsche? Allein, dass diese Frage gestellt wird, ist für mich untragbar (einem Mann wäre sie nie gestellt worden), denn eine Frau in einer führenden Position sollte längst eine Selbstverständlichkeit in unserer Gesellschaft sein.
Es ist bewiesen und wir wissen es auch, dass dort, wo mehr Frauen in führenden Positionen tätig sind, ein offeneres, kreativeres und harmonischeres Arbeitsklima entsteht. Das sind hervorragende Grundlagen für eine positive und konstruktive Entwicklung für unsere Gesellschaft, die man pflegen und selbstverständlich unterstützen sollte.
Um Simone de Beauvoir zu zitieren: „Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen – sie bekommen nichts.“ Lassen wir nicht zu, dass wir nichts bekommen, sondern verlangen wir, was uns zusteht.
Übrigens, meine Antwort auf die Journalistenfrage war: Ich wünsche mir, dass diese Fragen der Vergangenheit angehören. Das ist unsere Zukunft.
Klara Deutschmann: Es ist erschreckend, dass eine Schwangerschaft für Schauspielerinnen noch immer bedeutet, Angst haben zu müssen, umbesetzt oder gar nicht erst zu Castings eingeladen zu werden. Auch das Drehen mit kleinem Kind und die sich daraus ergebenen Umstände wie Stillen am Set, Begleitung durch eine Betreuungsperson etc., werden in der Branche oft sehr schlecht angenommen und dadurch zu einem riesigen Hindernis für Frauen. Das ist diskriminierend und dürfte schon längst nicht mehr der Fall sein!
Simone Wagner: Stark, aber nicht zu kämpferisch, sanft, doch nicht zurückhaltend, liebevoll ohne emotional zu werden, bestimmt ohne auf den Tisch zu hauen, kreativ, aber bitte nicht zu ausgefallen, sexy, aber nicht zu offensichtlich, fleißig, jedoch nicht verbissen und gerne eine eigene Meinung haben, aber bitte, um Himmels willen, niemanden auf die Füße treten. Manchmal ist es gar nicht so leicht, eine Frau zu sein. Vor allem eine Feministische. Wir sind gefordert in allen Bereichen, sei es beruflich, privat, in unseren zwischenmenschlichen Beziehungen. „Frau sein”, empfinde ich in unserer Gesellschaft als Drahtseilakt. Aber was wäre ich für eine Frau, wenn ich diese Herausforderung nicht annehmen würde?