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Da haben wir gemeinsam eine Krise überstanden (Corona) – zumindest wird das jetzt von offizieller Seite berichtet – da gibt es schon die Energiekrise und diese ist nicht weit weg, sondern hier bei uns, ganz nah.Wie soll man da eigentlich noch frei, froh und frisch durch den Alltag als Schauspieler*in, Sprecher*in oder ganz allgemein als Künstler*in gehen?!

Diese ständige „Bombardierung“ von negativen Nachrichten macht etwas mit uns. Aber ist es die Lösung, sich ernsthaft, seriös und betroffen mit den diversen und permanenten Konflikten auseinanderzusetzen? Oder wäre es besser, sich unbeirrt und resistent von den Krisen möglichst wenig beeinflussen zu lassen und das gewohnte Leben so wie bisher weiterzuführen. Auch in Bezug auf mehr oder weniger seichte Unterhaltung, wie die Fußball-WM in Katar zum Beispiel. Ich bin der Meinung, dass es weder das eine noch nur das andere ist. Ich denke, die Antwort, ja, vielleicht auch die Lösung, der ganz individuelle, eigene Umgang damit, liegt irgendwo dazwischen. Ich bin immer für Kommunikation und das vor allem in Zeiten von Krisen! Austausch ist wichtig! Andere Gedanken, Sichtweisen und Gefühle aufzunehmen und in Gesprächen vielleicht auch die ein oder andere Sorge zu teilen! Gerade in einer Demokratie ist der freie Meinungsaustausch so wichtig, was weiß der*die Einzelne schon!? Letztendlich sitzen wir alle im selben Boot – egal wo!
Und wir wollen auch alle dasselbe – leben!

Darum geht es doch. Wir sind alle nicht endlos hier auf diesem Planeten und die Zeit, die wir haben, sollten wir nutzen – jeden Tag, mal mehr, mal weniger, aber immer nutzen und offen sein. Vor allem Krisen bieten die Chance, dass eine Gesellschaft wieder enger zusammenhält, dass sich auf Werte berufen wird, um die es im Leben auch letztendlich geht. Hier und gerade in den Krisen sollten wir aufeinander zugehen und gemeinsam diese schweren Zeiten durchleben.

Wenn man hinfällt, wieder aufstehen, genau wie es unsere Eltern damals immer zu uns gesagt haben – nicht liegen bleiben – sondern aufstehen und wieder weitergehen. Dadurch wird man stärker, kreativer und vielleicht auch selbstbewusster. Ich will damit nicht sagen, dass es immer eine Krise braucht, da- mit man sich besser fühlt, überhaupt nicht! Aber es kommt immer darauf an, wo man seine Aufmerksamkeit hinlenkt: Ob man sich versteckt und sich der Angst hingibt oder ob man sich dennoch öffnet und vielleicht neue, andere Wege geht und Möglichkeiten findet.

Gerade bei uns als Sprecher*innen, Schauspieler*innen oder Künstler*innen kennen wir auch die „dunklen“ Phasen, wo wir uns kaum etwas wert sind, weil zum Beispiel gerade keine Aufträge rein- kommen, das Telefon einfach nicht klingelt, wir das Gefühl haben, alle anderen sind eh besser als man selbst und sich niemand um uns kümmert. Wie viele von uns durchleben solche Zeiten und wie viele von uns arbeiten nach wie vor im „schönsten Beruf der Welt“?! Doch was ist mit Profisportler*innen? Wie oft sind sie gefallen und haben dennoch weitergemacht?! Will sagen, Krisen gehören dazu. Der Umgang damit beeinflusst, wie eine Krise einen selbst belastet oder eben nicht. Natürlich gibt es aber auch hier Unterschiede – z. B. Krieg. Denn Krieg lähmt, Krieg macht kaputt und löscht aus. Wir erleben ja gerade vor „unserer Haustür“ in der Ukraine, wie viel Leid über die Menschen kommt. Was mich aber persönlich sehr berührte und berührt sind u. a. E-Mails aus der Ukraine, die ich bekam – von Filmemacher*innen und Animationskünstler*innen (Filmbereich) – hier ein LINK dazu: UKRAINE WAR STORIES TRAILER – youtu.be/PXTUPo08VnY

Ich stehe im Austausch mit einigen dieser Menschen und mich berührt, wie sie dem Krieg versuchen zu trotzen und sich ein Stück ihren Alltag bewahren und versuchen, in ihren Berufen zu arbeiten. Sie bleiben in ihrem Land und verbreiten Hoffnung – zumindest empfinde ich das so. Natürlich wäre es mehr als verständlich, wenn sie fliehen würden und ehrlich gesagt, empfinde ich es auch als großes Wagnis, aber umso mehr imponiert mir ihr Handeln. Unglaublich, wenn man sich das mal vorstellt. Dann werden oft andere Probleme, eigene Krisen, ganz klein.

Gerade in den Krisen sollten wir aufeinander zugehen und gemeinsam diese schweren Zeiten durchleben.

Wir dürfen niemals unsere Hoffnung verlieren und sollten unser Leben so gut es geht eben genießen. Gerade wir als Schauspieler*innen, Sprecher*innen und Künstler*innen sollten Vorbilder sein. Wer, wenn nicht wir, können der Gesellschaft zeigen, wie man durch Krisen geht, denn wir haben diese doch alle schon ein paar Mal durch- und erlebt.

Die Devise heißt, weitermachen. Nicht den Kopf in den Sand stecken und neugierig und offen bleiben – offen für das Leben, die Möglichkeiten und noch mehr im Einklang mit sich selbst zu bleiben – denn du bist es, der Dinge jederzeit, überall (ver)ändern kann – und im besten Fall schließen sich andere an und machen es dir nach!

Enden möchte ich mit einem kleinen Spruch von Rainer Maria Rilke: „Es ist die Kunst – zu leben!“

NICOLAI TEGELER
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