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FAROUK EL-KHALILI: Was ist KLAPPE AUF! für alle, die das Format nicht kennen?

BIRTE FLINT: KLAPPE AUF! ist eine Interviewreihe des BFFS bei der BFFS-Mitglieder vornehmlich
die im Wettbewerb vertretenen Regisseur*innen und auch Produzent*innen interviewen.
ANJA KARMANSKI: 2012 wurde KLAPPE AUF! von Andrea Gerhard und Martin May für das Hamburger Filmfest entwickelt und seit 2018 gibt es nun KLAPPE AUF! auch in Berlin. Ich habe damals gemeinsam mit Sven Rothkirch den Festivalleiter des ACHTUNG BERLIN Filmfestival, Sebastian Brose, angesprochen. Wir hatten das Gefühl, wir brauchen das KLAPPE AUF!-Format auch in Berlin.

Und was unterscheidet KLAPPE AUF! von anderen Interviewreihen?
ANJA: Der Wunsch war, Gespräche aus der Sicht von Schauspielenden zu führen. Bei KLAPPE AUF! geht es in erster Instanz darum, „unsere” Fragen zu stellen. Was wollen wir gerne von den Regisseur*innen wissen? Wie arbeiten sie mit Schauspieler*innen am Set? Proben sie gerne vor den Dreharbeiten? Wie besetzen sie? Was ist ihnen beim Casting wichtig? All solche Fragen. Wir suchen daher jedes Jahr Schauspieler*innen vom BFFS, die als Moderator*innen im Gespräch mit den Filmschaffenden fungieren und ihnen wichtigen Fragen stellen.
BIRTE: Da alle Interviews von uns aufgezeichnet werden, ist es unser Ziel, eine Art Datenbank zu generieren. Auf unserer BFFS-Homepage kann man die von Michael Ruscheinsky aufgezeichneten und bearbeiteten Interviews ansehen.

Wie wichtig seht Ihr denn KLAPPE AUF!
BIRTE: Bei den KLAPPE AUF!-Veranstaltungen hat man die Möglichkeit, Filmemacher*innen live
zu treffen und kann sich mit ihnen austauschen. So kann man ein Gefühl dafür bekommen, wer sie sind und wie sie arbeiten. In den heutigen Zeiten ist es noch wichtiger geworden, persönliche Kontakte zu pflegen und sich „in echt“ zu sehen.

ANJA: Es geht uns auch darum, eine Verbindung zwischen den Schauspieler*innen und den Regisseur*innen zu kreieren. Einen Teppich zu knüpfen zwischen den Gewerken. Beim Theater gibt es ja eine ganz andere Community als beim Film. Beim Drehen sind die Schauspielenden doch eher auf sich gestellt. Man hat oft gar nicht die Gelegenheit, die Regisseur*innen vorher kennenzulernen.
BIRTE: Die Live-Interviews und die Datenbank sollen das ein wenig ändern. Man kann die Regisseur*innen quasi auf der BFFS-Seite „nachschlagen“.

Wo seht Ihr noch Veränderungspotenzial?
ANJA : Das Format selber muss sich, glaube ich, nicht ändern, aber man merkt, dass sich die Fragen von Jahr  zu Jahr ändern. Und das ist schön. Unsere Mitglieder stellen oft sehr politische Fragen. Das freut mich im- mer sehr. Sie fragen zum Beispiel in den Interviews sehr kritisch nach Frauenanteilen, Diversität und Arbeitspensen. Und gerade bei den doch eher jungen Regisseur*innen, die ja meist beim ACHTUNG BERLIN Filmfest vertreten sind, merkt man, dass sie wahnsinnig offen für solche Fragen sind.

BIRTE: Wir hatten Regisseur*innen im Interview, die uns berichteten, wie schwer der Weg zur Realisierung ihres Films war, weil sich ständig jemand in ihre Arbeit eingemischt hat. Es kamen Anmerkungen wie zum Beispiel, dass die Perspektive „zu weiblich“ sei.

Wie gestaltet sich so ein Interview?
BIRTE: Die Interviewführenden können ihren ganzeigenen Stil und ihre Persönlichkeit mit einbringen.
Natürlich im Rahmen des KLAPPE AUF!-Konzepts. Aber darum geht es. Und jedes Interview wird daher einzigartig.
ANJA: Bei den halbstündigen Aufzeichnungen präsentieren sich ja nicht nur die Regisseur*innen, sondern auch die moderierenden Schauspieler*innen. Es haben sich da schon ganz tolle Interview-Talente offenbart.

Wie ladet Ihr Eure Gäste ein? Wie geht Ihr da vor?
BIRTE: Sebastian Brose ist unser direkter Ansprechpartner. Er nennt uns die Regisseur*innen, die gerade im Wettbewerb des ACHTUNG BERLIN Film- festivals laufen. Natürlich würden wir gerne alle Regisseur*innen aus dem Wettbewerb interviewen. Wir wollen niemanden bevorzugen oder benachteiligen, aber das haut leider zeitlich nicht hin. Das Festival hat ja nur fünf Tage. Daher gibt es von Sebastian Brose eine Auswahl.

ANJA: Und alle Regisseur*innen, die mit einem Film im Wettbewerb laufen, sind es absolut wert, interviewt zu werden. Wir hatten schon so tolle Leute: Laura Lackmann, Sven Taddicken, Luzie Loose
oder auch Kerstin Polte. Sie lief mit ihrem Debütfilm WER HAT EIGENTLICH DIE LIEBE ERFUNDEN? Es war ein sehr lustiges und schönes Interview. (lacht) Sie hatte eine komplette Frauen-Blasband zu dem Interview mitgebracht. Der Raum brach aus allen Nähten. (lacht)

Was sind Eure lustigsten und coolsten Anekdoten, die Ihr bei KLAPPE AUF! mitgenommen habt?
ANJA: Es gibt eine Anekdote: In dem Jahr, als wir das allererste Mal im Oval des Kino Babylon KLAPPE AUF! gemacht haben, haben wir gemerkt, dass der Raum ein bisschen kühl wirkte. Also bin ich kurz vor dem Interview noch mal nach Hause gerast, habe den Teppich aus dem Kinderzimmer meines Sohns geklaut und bin wieder zurück. Später sehe ich dann die Serie „Dogs of Berlin” und mich, wie ich im Bild hinter den Hauptdarsteller*innen aus meinem Haus rausflitze mit dem grünen Teppich unterm Arm, weil ich gerade auf dem Weg zum ACHTUNG BERLIN Festival bin. (lacht)
BIRTE: Den Teppich haben wir bis heute. (lacht)

Welche Zukunftsvisionen seht Ihr für das Format KLAPPE AUF!? Wo kann es denn noch hingehen?
ANJA: Dass KLAPPE AUF! noch weitere Ableger bei vielen anderen Filmfesten findet! (lacht)

Vielen Dank für das spannende Gespräch, liebe
Anja und liebe Birte!

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